Zahnpflege bei Parodontitis

Was ist Parodontitis eigentlich genau?

Viele Zahnarztbesucher haben mit Schrecken den Begriff Parodontitis (medizinischer Begriff für Parodontose) schon einmal gehört. Schon bei der Aussprache fällt ein gewisses Grauen, dass den ganzen Körper förmlich durchzieht. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff? Nur wer die Begrifflichkeit genau deuten kann, wird auch im Punkt Zahnpflege  bei Parodontitis Erfolg haben.

Kurz gesagt, handelt es sich dabei um eine Erkrankung des Zahnfleisches, die besonders bei Erwachsenen weit verbreitet ist. Sie kommt sogar häufiger vor als Karies.

Die bakterielle Entzündung (Parodontose) befällt das Gewebe rund um den Zahn und damit auch jenes, das für die Verankerung in den Kieferknochen verantwortlich ist. Die Verankerung (Zahnbett oder Zahnhalteapparat) besteht aus Zahnfleisch, Zahnzement Wurzelhaut und das Zahnfach. Wird Parodontitis nicht behandelt, kann es zum Zahnverlust kommen. Parodontose ist eine schleichende Gefahr, davon sprechen auch die Zahlen, die seit Jahrzehnten gleichgeblieben sind. So leiden über 80 Prozent aller Erwachsenen (ü. 35 J.) unter einer Zahnbetterkrankung.

Zahnverlust droht

Wer Parodontose nicht behandelt, wird den Zahn verlieren. Durch die Entzündung geht das Zahnfleisch zurück, greift später auf den Kieferknochen über, wodurch sich die Zähne immer weiter lockern. Schleichend ist die Entzündung vor allem deshalb, da die Betroffenen in der Regel keine Schmerzen spüren und somit keine Warnsignale erhalten.

Aber nicht nur Zahnverlust droht, um so länger die Erkrankung besteht, desto mehr wirkt sie sich auf die allgemeine Gesundheit aus. So ist mittlerweile bekannt, das Parodontitis auch Auslöser für Herzinfarkt und Diabetes mellitus sein kann. Im längeren Verlauf der Krankheit wandern die auslösenden Bakterien vom Mund in die Blutbahnen und gelangen dadurch in die unterschiedlichsten Körperbereiche. Bei Frauen kann eine unbehandelte Parodontose eine Frühgeburt auslösen.

Wie kann ich Parodontitis erkennen?

Im Gegensatz zu einer normalen Zahnfleischentzündung, ist bei Parodontitis das gesamte Gewebe betroffen. Die meisten Erwachsenen sind von einer chronischen Parodontose betroffen, die in der Regel schmerzfrei verläuft. Daher ist Parodontitis weder am Anfang noch im weiteren Verlauf sofort erkennbar. Die meisten erkennen die Erkrankung erst im Alter von 40 oder 50 Jahren, wenn sie bereits deutlich fortgeschritten ist.

Ein gutes Merkmal, woran sich die Erkrankung erkennen lässt, ist das Zahnfleisch. So ist gesundes Zahnfleisch blassrosa und liegt vollständig am Zahnhals an. Ist das nicht der Fall, kann Parodontitis vorliegen. Ein weiteres Anzeichen sind auch Blutungen. Gesundes Zahnfleisch blutet nicht.

Wissenswert:

Im Gegensatz zu der chronischen Parodontitis, ist auch die aggressive Parodontitis bekannt, die jedoch weit weniger auftritt. Bei der aggressiven Form kommt es zu einem großen Gewebeverlust bereits in jungen Jahren.

Auch Schwellungen können bei einer Erkrankung auftreten. Generell ist es so, dass sich Parodontose in der Regel aus einer zunächst normalen Zahnfleischentzündung entwickelt. Bakterielle Befälle sind die Ursache, die eine Entzündungsreaktion auslösen.

Folgende Symptome weisen auf Parodontitis hin

  • Regelmäßiger Mundgeruch
  • Das Zahnfleisch geht weiter zurück
  • Schwellungen und Rötungen treten immer wieder auf
  • Zahnfleischtaschen entstehen
  • Zähne werden lockerer
  • Eventuell empfindlicher, da die Zahnhälse freiliegend sind
  • Optisch kommt es zu einer Verlängerung der Zähne
  • Auch der Kieferknochen wird abgebaut

Das Problem bei Parodontitis liegt in dem nicht umkehrbaren Prozess, der am Ende eine regelmäßige Behandlung erforderlich macht.

Diagnose beim Zahnarzt

Um andere Ursachen Auszuschließen, erfolgt die Untersuchung beim Zahnarzt mit einer Spezialsonde, mit der die Zahnfleischtaschen ausgemessen werden. Die Ergebnisse werden in einem Indes (PSI – Parodontaler Screening-Index) zusammengefasst. Vier Stufen gibt es.

  • PSI 1 – 2: Taschentiefe unter 3,5 mm
  • PSI 3: Taschentiefe zw. 3,5 – 5,5 mm. Verdacht auf Parodontitis.
  • PSI 4: Taschentiefe ü. 5,5 mm. Mittelschwere bis schwere Parodontitis.

Effektive Zahnpflege bei Parodontitis

Eine regelmäßige Behandlung beinhaltet auch insbesondere die Zahnpflege daheim. Durch den fortlaufenden Rückgang des Zahnfleisches wird nicht nur der Zahn, sondern der gesamte Kieferknochen geschädigt. Die Erkrankung ist nicht heilbar, aber unter Umständen kann sie bei gute Zahnpflege gestoppt werden.

Grundsätzlich bedarf es einer intensiven und gründlichen Zahnpflege bei Parodontitis. Dazu gehört eine professionelle Reinigung beim Zahnarzt, die sowohl die Zähne, als auch die Zahnfleischtaschen umfasst. Im Fokus geht es darum, die Bakterienmenge zu reduzieren und weitere Entzündungen zu beseitigen.

Richtige Zahnpflege daheim

  • Gründliche Reinigung mit guten Zahnbürsten
  • Interdentalbürsten für Zahnzwischenräume
  • Zahnseide regelmäßig verwenden

Die Mundhygiene zu Hause ist der wichtigste Punkt bei einer Behandlung. Nur durch die richtige Zahnpflege bei Parodontitis, kann die Erkrankung reduziert bzw. gestoppt werden. Die Zähne müssen mindestens zweimal am Tag (a. 2 Minuten) geputzt werden, wobei auch die Zahnzwischenräume unbedingt einbezogen werden sollten. Zusätzlich wird eine Zungenreinigung empfohlen, mit der ebenfalls bis zu 70 Prozent der Bakterien (2/3 befinden sich auf der Zunge) entfernt werden können.

Die richtige Zahnpaste

  • Mit Fluoriden und weiteren Mineralsalzen
  • Sollte Plaque wirksam entfernen können

Die Zahncreme sollte über einen geringen bis mittleren Abtrieb verfügen. Ideal ist ein RDA-Wert zwischen 30 – 60. Der Fluorid Gehalt sollte bei etwa 1000 bis 1500 ppm liegen.

Die richtige Zahnbürste

  • Weiche Borsten, um das Zahnfleisch nicht weiter zu reizen
  • Besonders sinnvoll ist eine elektrische Zahnbürste

Die richtige Mundspülung

  • Antibakteriell
  • Basis mit Fluoridverbindung
  • Gut sind auch ätherische Öle
  • Chlorhexidin (niedrige Dosierung)

Auf eine stark antibakterielle Wirkung ist zu achten. Mundspülungen sollten jedoch keinen Alkohol enthalten.

Der Zahnarzt wird im weiteren Verlauf (vermutlich mehrmals, je nach Schwere der Erkrankung) eine professionelle Zahnreinigung durchführen, um die bakteriellen Belege zu entfernen. Dazu kann auch eine umfangreiche chirurgische Behandlung mit lokaler Betäubung gehören, bei denen Bakterien unter dem Zahnfleischsaum beseitigt werden. Desinfizierende Präparate (z.B. mit Chlorhexidin) sorgen nach der Reinigung für eine weitere antibakterielle Behandlung. Bei schweren Erkrankungen kann auch eine Antibiotika Behandlung sinnvoll sein.

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Schonende Behandlungsmethoden

Neben den oben aufgeführten Eingriffen, gibt es auch schonende Behandlungsmethoden, wozu die Softlaser-Therapie gehört. Mit Zugabe von Antibiotika kann sie sogar die harten Eingriffe überflüssig machen. Der Laser ist besonders effektiv und tötet deutlich mehr Bakterien ab, als es eine herkömmliche Behandlung vermag.

Kaltes Plasma als Alternative

Auch kaltes Plasma kann in eigen Fällen zum Einsatz kommen und eine Operation überflüssig machen. Plasma ist Umgebungsluft, die mit Sauerstoff angereichert ist. Im ersten Akt wird Zahnstein per Ultraschall entfernt, danach erfolgt eine Bissschiene, die mittels einem Schlauch mit einem Plasmagerät verbunden ist. Die Sitzung dauert ungefähr 10 Minuten. Das Plasma zerstört die Zellmembranen der Bakterien und reinigt die Wundflächen. Ein Sitzung kostet ungefähr 50 – 70 Euro.

Problematisch wird es jedoch, wenn bereits Knochen abgebaut wurde. In diesem Fall muss ein regeneratives Verfahren zum Einsatz kommen, mit dem das verlorene Gewebe wieder aufgebaut werden kann.

Hausmittel können helfen

Gute Zahnpflege bei Parodontitis kann unter Umständen auch mit Hausmitteln erfolgen. Hilfreich sind hierbei Nelken, Salbei und Co. Es sei aber vermerkt, dass diese nur unterstützend wirken und keine Behandlung beim Zahnarzt ersetzen können. Eine Empfehlung für Hausmittel sind zum Beispiel Nelkentinkturen oder Salbeispülungen, die eine antibakterielle Wirkung haben und somit Entzündungen lindern können. Ebenso kann ein Tee der Linderung Hilfe verleihen.

Folgende Tees sind entzündungshemmend

  • Kamillentee
  • Ingwertee
  • Salbeitee
  • Lavendel

Diese Tees wirken bei Entzündungen um Mund- und Rachenraum, sind dabei nicht nur antibakteriell, sondern lindern auch sonstige Schmerzen.

Apfelessig als Mundspülung (Ein Esslöffel in ein Glas Wasser) wird ebenfalls häufig als Hausmittel bei Parodontitis empfohlen. Alternativ kann auch eine Salzlösung (Teelöffel Salz auf ein Glas Wasser) helfen. Diese kann sowohl als Mundspülung zum Gurgeln genutzt oder als auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Eine weitere interessante Alternative besteht aus Kokosnussöl, das die entzündete Stelle beruhigen soll.

Weitere Helfer

  • Teebaumöl
  • Backpulver-Paste (mit Wasser vermengt)
  • Aloe Vera
  • Rhabarberextrakt
  • Vitamin D3

Die besten Hausmittel brennen ein wenig, können aber den Heilungsprozess deutlich unterstützen.

Ernährung bei Parodontose

Nicht nur die Zahnpflege bei Parodontitis ist wichtig, sondern auch die eigene Ernährung. Erkrankte sollten grundsätzlich säurearm essen und soweit wie möglich, auf Zucker verzichten. Entzündungshemmende Nahrungsmittel (z.B. Knoblauch) sollten häufig auf dem Essplan stehen. Eine gute Empfehlung sind Gemüse und Obst, besonders wichtig ist dabei Vitamin C. Generell sollte also auf eine kohlenhydratarme Ernährung (mit Deckung von Vitamin C, D3 und Omega Fettsäuren) geachtet werden.

Vorbeuge gegen Parodontitis

Eine Zahnfleischentzündung, im Endeffekt der Auslöser für Parodontitis, entsteht fast immer durch eine unzureichende Mundhygiene.  Vorbeugemaßnahmen gibt es dennoch nur wenige. Parodontose ist weltweit eine Volkskrankheit, die jeden befallen kann. Die Vorbeugemaßnahme ist der Besuch von Vorsorgeuntersuchungen, auf die auch gesetzlich Versicherte zweimal im Jahr einen Anspruch haben. Daneben kommen eine möglichst zuckerfreie Ernährung und die richtige Zahnpflege hinzu.

 

 

 

 

 

 

 

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